Teenager außer Kontrolle

Teenager außer Kontrolle: Erziehungscamp oder Erlebnistherapie? – das Buch zur TV-Serie.
Teenager außer Kontrolle

Lesen Sie Einzelheiten über die Jugendlichen, ihre Familien und ihre Erlebnisse in Amerika. Erfahren Sie mehr über die Therapie, an der Jugendlichen teilnehmen, und wie Sie die Strategien, die die Therapeuten benutzen, auch bei sich zu Hause anwenden können. Finden Sie praktische Tipps und Seiten zum Kopieren, die Ihnen helfen, die Beziehung zu Ihrem Teenager zu verbessern.

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„Maulende Rebellen, beleidigte Zicken“

Der Erziehungscoach für Eltern von Annegret Noble.

Mauldende Rebellen,beleidigte Zicken

Ihr liebenswertes Kind hat sich zu einem weniger liebenswerten Teenager – oder sogar zu einem Tyrannen – entwickelt. Sie wollen dagegensteuern bevor es schlimmer wird. Hier finden Sie eine ausführliche Anleitung, wie sie sich selbst und ihr Verhalten unter die Lupe nehmen können, um damit das Verhalten Ihres Kindes zu effektiv beeinflussen.

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Mein Sohn / meine Tochter hat ähnliche Probleme, wie die Jugendlichen, die in „Teenager außer Kontrolle“ zu sehen waren. Bitte helfen Sie uns.

Als erstes empfehle ich Ihnen, sich an Ihr Jugendamt und Ihre Krankenkasse zu wenden. Es gibt auch in Deutschland viele gute Therapeuten und kreative Programme.
Falls Sie das alles schon versucht haben und es nicht geklappt hat, dann geben Sie bitte nicht auf. Fragen Sie weiter. Finden Sie neue Menschen und Wege, Ihrer Familie zu helfen. Manchmal hilft es einem Jugendlichen, einige Zeit bei Verwandten zu verbringen. Ein Lehrer, ein Trainer, ein Pfarrer, ein Kollege, ein Freund der Familie – meist gibt es jemanden, der trotz allem noch Zugang zu Ihrem Kind hat. Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten. Wenn Ihr Kind eine Lungenentzündung oder Krebs hätte, würden Sie auch zum Arzt gehen und zugeben, dass Sie diese Situation nicht alleine meistern können. Manchmal hilft es auch, wenn Sie als Eltern eine Therapie anfangen und mehr über sich und Ihre Familie lernen – und daraufhin als Eltern vielleicht anders mit Ihrem Teenager umgehen. Verlieren Sie bitte nicht die Hoffnung.

Ich habe die Sendung „Teenager ausser Kontrolle“ gesehen und wollte fragen, ob man dort ein Praktikum machen kann?

Es gibt ungefähr 50 verschiedene Naturtherapieprogramme in Amerika, die alle mit englischsprachigen Jugendlichen arbeiten. Soweit ich weiß, nehmen diese ganz selten Praktikanten. Die meisten Programme erwarten, dass Betreuer entweder ihr Unistudium (B.A.) abgeschlossen haben oder gerade studieren. Falls Sie sehr gut Englisch sprechen und an einem Praktikum interessiert sind, sollten Sie sich direkt bei einem der Programme bewerben. Bei www.natsap.org finden Sie eine Liste von verschiedenen Programmen.

Wir bieten leider keine Praktika an.

Wie werden Sie und Ihr Programm unterstützt? Müssen die Eltern der Jugendlichen die Therapiekosten selbst tragen?

Da das Sozialsystem in Amerika ganz anders ist als in Deutschland, werden auch Kosten hier ganz anders verteilt. Programme in Amerika bekommen in der Regel keine Unterstützung vom Staat. Manchmal bezahlt die Krankenkasse etwas, aber normalerweise bezahlen die Eltern alles selbst. Einige Programme bieten Stipendien an. Amerikanische Eltern rechnen damit, dass sie zwischen $40.000 und $200.000 für ein Hochschulstudium ihres Kindes zahlen werden. Oft fangen sie bereits an zu sparen, wenn das Kind klein ist. Dies ist dann oftmals das Geld, das für ein Therapieprogramm ausgegeben wird – denn wenn ein Jugendlicher die Schule nicht beendet oder Drogen nimmt, dann wird er wahrscheinlich sowieso kein Hochschulstudium anfangen. In Deutschland kann das Jugendamt oft helfen, auch bei der Finanzierung von individualpädagogischer Massnahmen. Fragen Sie dort bitte nach, was für Möglichkeiten es für Ihre Familie gibt.

Wie funktionieren Natur- und Erlebnistherapie-programme? Was sind die wesentlichen Aspekte?

Die Jugendlichen lassen die Ablenkungen ihres täglichen Lebens zurück und konzentrieren sich auf sich selbst, ihre Gedanken und Gefühle, ihre Vergangenheit und ihre Pläne für die Zukunft. In den ersten Tagen verbringen die Jugendlichen viel Zeit alleine und in Stille. Sie machen sich viele Gedanken über ihr Leben, ihre Entscheidungen und die Konsequenzen dieser Entscheidungen. Die Auseinandersetzung mit der Natur und das damit verbundene einfache Leben stehen im Mittelpunkt der Therapie. Da die Jugendlichen sich keine Gedanken darüber machen müssen, wie sie aussehen, was sie anziehen, was für Musik sie hören, welchen Film sie  ansehen, und wo sie Drogen herbekommen, haben sie auf einmal Zeit, sich auf das zu besinnen, was im Leben wirklich wichtig ist.

In der Erlebnistherapie veranschaulicht man durch Aktivitäten gezielt Probleme, Lösungen und Gedankengänge. Ausserdem bewegen sich die Jugendlichen jeden Tag, sie nehmen gesundes Essen zu sich, und ihre Körper haben die Gelegenheit, sich vom Drogen-, Alkohol- und Zigarettenkonsum zu erholen. Nachdem die Jugendlichen sich selbst näher gekommen sind, arbeiten sie daran, Beziehungen aufzubauen und zu verbessern. Sie nehmen an verschiedenen Aktivitäten teil, die oft die Zusammenarbeit mit anderen erfordern. Sie klettern, reiten, raften, wandern und leisten gemeinnützige Arbeit. Sie lernen neue Fähigkeiten, stellen sich vielen Herausforderungen und erleben Erfolge, die ihnen ein positives Selbstwertgefühl vermitteln. Sie lernen auch, was es bedeutet mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten und sich auf diese verlassen zu können.

Was soll mit der Therapie bewirkt werden?

Die Therapie hilft den Jugendlichen zu erkennen, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat und dass sie diese Konsequenzen kontrollieren können. Was hat zu einer schlechten Beziehung mit den Eltern geführt? Warum hatten sie ständig Probleme mit der Polizei? Warum gingen sie nicht in die Schule? Wenn sie über diese Fragen nachdenken und aufhören die Schuld für ihre Probleme bei den Eltern, den Lehrern oder der Polizei zu suchen, dann können sie ihr Leben verändern.  Dann sagen Jugendliche: „Ich will lernen, meine Wut unter Kontrolle zu haben. Ich will eine bessere Beziehung zu meinen Eltern und Geschwistern haben.“ Oder: „Ich will aufhören zu trinken oder Drogen zu nehmen, weil mir eine Ausbildung doch wichtiger ist.“ Die Therapeuten und Betreuer helfen den Jugendlichen dann, Wege zu finden, genau das zu tun. Das zweite Ziel ist es, den Jugendlichen die Fähigkeiten beizubringen, die sie brauchen, um diese neuen Ziele auch erreichen zu können. Sie lernen, Gefühle zu erkennen und auszudrücken. Sie lernen, mit ihren Eltern über Probleme zu reden und die Beziehung zu verbessern. Sie lernen, dass sie auch ohne Drogen und Alkohol Spaß haben können. Sie lernen, dass Probleme ohne Gewalt gelöst werden können.
Drittens hoffen wir, dass die Jugendlichen sich den Herausforderungen des Lebens in der Natur stellen, Erfolge feiern und damit ein positives Selbstwertgefühl entwickeln. Wenn Jugendliche das Gefühl haben, ich bin jemand und ich kann was, dann ist es einfacher für sie, sich mit den oft traumatischen Ereignissen ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Die gesamte Therapie wurde gefilmt. Beeinflusst das Teenager und Betreuer?

Therapie ist immer situationsgebunden. Das Wetter beeinflusst die Therapie. Die Jahreszeit beeinflusst die Therapie. Die Persönlichkeit der Therapeuten beeinflusst die Therapie. Ja, die Tatsache, dass die Therapie gefilmt wird, ist ein weiterer Faktor, der die Therapie beeinflusst. Und das ist weder gut noch schlecht, sondern einfach nur eine Tatsache. Bei Gesprächen, die aus therapeutischen Gründen vertraulich sind, so wie bei Gesprächen über Missbrauch oder andere traumatische Erfahrungen, werden die Kameraleute oft gebeten, nicht zu filmen.

Wie groß ist erfahrungsgemäß die Chance, dass die Teenager durch ein solches Therapieprogramm ihre Probleme dauerhaft in den Griff kriegen?

Schwer zu sagen. Die meisten Jugendlichen gewinnen durch die Therapie genug Abstand von ihrem „alten“ Leben, um zu erkennen, dass sie langfristig etwas verändern wollen. Manchmal ist das schwerer umzusetzen als sie dachten und sie werden rückfällig, aber normalerweise haben sie genug gelernt, um schnell wieder auf ihre neuen Ziele hinzuarbeiten. Natürlich werden die Jugendlichen auch nach der Therapie noch mit ihren Eltern streiten und Probleme haben. Aber sie verstehen, dass ihr Verhalten Konsequenzen hat, und denken darum oft erst darüber nach, ob es die Konsequenzen wirklich wert sind, bevor sie wieder trinken, Drogen nehmen, sich schlagen oder die Schule schwänzen. Manchmal verändern sich auch nur die Eltern. Sie fangen an, anders auf das Verhalten der Jugendlichen zu reagieren. Sie werden gelassener und ruhiger. Dadurch verändern sich die Beziehungen und die Stimmung in der Familie. Manchmal führt das dazu, dass ein Jugendlicher gebeten wird auszuziehen, damit Eltern und Geschwister weniger von seinem negativen Verhalten beeinflusst werden. In gewissem Sinn ist auch das ein Therapieerfolg.

Und wir empfehlen immer, dass sich die Familien auch zu Hause Unterstützung besorgen. Das kann durch das örtliche Jugendamt sein, das kann ein privater Therapeut sein, das kann eine Jugendhilfe-Organisation sein. Wir geben Anstösse und Empfehlungen, aber letztendlich ist jede Familie selbst dafür verantwortlich, was nach dem Programm passiert und wie sie das Gelernte integriert.

Haben Sie noch Kontakt zu den Teenagern? Wie geht es den Jugendlichen heute?

Manche der Jugendlichen und Eltern halten mich durch emails auf dem Laufenden. Viele haben ihr Leben in den Griff bekommen, einige arbeiten auch weiterhin daran. Einige Jugendliche haben Berichte darüber geschrieben, wie es ihnen ergangen ist. Diese sind im Buch zur Sendung veröffentlicht.